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Wanderfahrt auf der Weser

5. September 2024
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Eine kleine, aber wichtige Vorbemerkung: Die Vorbereitungsarbeiten von unserer Ruderwanderfahrt-Obfrau begannen schon über ein Jahr zuvor mit dem Rekognoszieren der einzelnen Etappen der gesamten Strecke. Zusammen mit dem Seeclübler Res (Andreas Widmer) fuhr Li Hangartner mit einem deutschen Dreierteam die Weser runter. Erste bleibende Eindrücke und die damit verbundene Vorfreude auf das Projekt «Weser 2024» erleichterten die Vorbereitungen, die da
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Eine kleine, aber wichtige Vorbemerkung: Die Vorbereitungsarbeiten von unserer Ruderwanderfahrt-Obfrau begannen schon über ein Jahr zuvor mit dem Rekognoszieren der einzelnen Etappen der gesamten Strecke. Zusammen mit dem Seeclübler Res (Andreas Widmer) fuhr Li Hangartner mit einem deutschen Dreierteam die Weser runter. Erste bleibende Eindrücke und die damit verbundene Vorfreude auf das Projekt «Weser 2024» erleichterten die Vorbereitungen, die da folgten. Und diese waren nicht einfacher Natur. Immerhin galt es die Planung von acht Seeclüblern und zwei ortanwesenden Kollegen samt Übernachtung zu organisieren. War das Rekognoszieren samt Gepäck im Vorjahr noch mit einem Boot machbar, stellte sich ernsthaft die Frage nach dem Transport des Gepäcks. Die Lösung: Wir brauchen noch Unterstützung für den Landdienst und die Miete eines geräumigen Fahrzeugs. Li meisterte auch diese Hürden. Also waren wir letztlich zu neunt. Und diese galt es wieder heil nach Hause zu bringen.

Freitag, 6. September 2024, 7.45 Uhr am Bahnhof Luzern: Eine tapfere und bereits muntere 9er-Truppe fand sich beim Gleis 3 ein. Die dominierende Frage in Basel: Wird die Deutsche Bahn ihr Fahrplanversprechen einhalten? Antwort: Fast! Wir kamen nur wenige Minuten zu spät in Fulda an. Der Anschlusszug auf der anderen Gleisseite stand noch da. Unsere Türe öffnete sich, und beim Aussteigen setzte sich der gegenüberliegende ICE in Bewegung. Pech gehabt und eine Stunde vorzeitiger Apéro in der Innenstadt von Fulda. Dann klappte alles wie vom Schnürchen. Wieder fast! Der Bezug des Hotels beschenkte uns noch eine kleine Geduldsprobe, die wir auch hervorragend meisterten. Auf jeden Fall blieb genügend Zeit, um vor dem Abendessen unter freiem Himmel die wunderschöne Stadt Hann.Münden mit ihren zahlreichen Riegelbauten zu besichtigen. Uns interessierten aber nicht nur die Bauten, sondern auch der Zusammenfluss von Werra und Fulda, die fortan als Weser Richtung Norden als ruderbare Weser fliessen. Ein letztlich gelungener Anreisetag mit ersten Höhepunkten.

Am folgenden Tag ging’s los. Wie vereinbart brachten unsere lieben Ruderfreunde Dieter und Ulrich (genannt Uli) die beiden gesteuerten Doppelvierer von Minden zu uns in den Süden. An einer geeigneten Stelle wasserten wir die beiden Boote ein, nahmen mit der Strömung von 4 bis 5 km/h erste Fahrt auf und legten uns dann kräftig in die Riemen resp. in die Skulls. Nach 28 km gab’s den ersten Halt. Der mit dem Auto die Ruderer begleitende Landdienstler wartete auf das Ankommen der Boote und hatte noch Zeit, den von Enten übel zugerichteten Steg zu säubern. Erstes Auswechseln, und ein zweites folgte. Am Abend hatten wir mit Höxter im Weserbergland bereits 69 Kilometer geschafft. Zum Vergleich: Das ist mehr als Luzern-Flüelen retour! Alles ging gut und rassig, einzig die Sonne schien schonungslos herab und bescherte uns über 30 Grad. Und dann keine Frage: Das Abendessen und das nicht wenige Bier mundeten bestens. Der erste Tag war geschafft.

Weiter ging’s, am Folgetag warteten «nur» noch 52 km zum Ziel in Grohnde. Die Wetterprognose war wiederum gut, was wir erneut mit viel Wärme zu spüren bekamen. Wieder war die (Ruder)Fahrt angenehm, das Boot lief und wir konnten uns an den grünen naturnahen Ufern fast nicht sattsehen. Die Mittagspause war gut organisiert, dieses Mal in einem Restaurant. Ein weiteres, bayerisch anmutendes Restaurant erwartete uns in Grohnde. Bei der dortigen Ankunft goss es zum ersten und zum Glück letzten Mal in Strömen. Warm dampfend fanden wir nach dem Sichern unserer Boote das Restaurant. Ein feines Essen erwartete uns. Draussen floss nicht nur der Regen; nein, drinnen fast noch mehr das Bier. Da konnte man sehen, wie beliebt der Gerstenhaft in Deutschland ist. An diesem Kult(?)Ort war viel los, und es war auch teuer. So empfahlen uns die deutschen Freunde die günstige und sehr einladende Pension Strüver in der Umgebung. Mit drei Autofahrten – der Fahrer mit tapferen 0 Promille – schafften wir den Personen-Warentransport.

Anderntags ging’s weiter – dieses Mal noch 45 km – Richtung Rinteln, dem Wohnort von Dieter. Lautete wohl Gefahr vom Rattenfänger von Hameln? Dieser konnte wir geschickt entgehen: Denn der Aufenthalt in der dortigen berühmten Stadt war nur von kurzer Dauer und erst noch versteckt in einer Schleuse, die uns ein paar Meter runtergeiten liess. Geschafft – und es ging zügig weiter die Weser hinab und weiter an wunderbar unberührten Landschaften mit allerlei Vieh an den Back- und Steuerbord-Ufern vorbei. Wir wasserten bei einem Kanuclub an einem eher kurzen Steg aus. Doch mit allerlei Geschick und guten Ratschlägen unserer deutschen Freunde drehten wir auch hier die Boote wiederum gegen die Flussrichtung und landeten elegant flussaufwärts. Rinteln, die Wohnsitzgemeinde von Dieter begrüsste uns. Halt: Nicht die Wohnsitzgemeinde, sondern Dieter mit seiner Frau Uschi überraschten uns privat zuhause mit einem feinen Aperitif und ausreichend Flüssigkeiten. Vielen Dank an dieser Stelle nochmals den grosszügigen Spendern für die großartige Gastfreundschaft.

Und toll ging’s weiter: Das Abendessen war auf einer Anhöhe in einem edlen Restaurant mit dem Blick über das weite Wesertal angesagt. Mit zwei Autos fuhren wir dorthin und liessen uns kulinarisch verwöhnen. Dann ging’s zurück zum Hotel am Brückentor, dessen Zimmer uns anderntags eine herrliche Aussicht auf unsere kommende Weser-Strecke boten.

Der (ruderische) Schlusstag mit noch 37 km war angesagt, und dies mit einem geografischen Leckerbissen: Wir durchfuhren die Porta Westfalica, ein Durchbruch der Weser durch einen doch markanten Gebirgszug. Übrigens der letzte vor der Nordsee. Wie immer erfuhren wir von unseren Begleitern Wissenswertes zur Geografie, Geschichte (so das Bauwerk zur Ehre des ersten deutschen Kaisers Wilhelm I.) oder auch der örtlichen Wirtschaft. Kurz nach dem Übungsgelände des deutsch/britischen Pionierbrückenbataillon 130 mit dem ausgeklügelten Schwimmbrückensystem M, an welchem auch ukrainische Soldaten ausgebildet werden, erreichten wir den «Endhafen» Minden, Wohnsitz von Uli. Nach der gründlichen Bootsreinigung wurden wir von ihm mit Kaffee und Kuchen verwöhnt. Mit dem Bus des Rudervereins ging’s dann ins Hotel zur letzten Übernachtung auf deutschem Boden. Es blieb noch Zeit für eine eindrückliche Ortsbesichtigung. Besonders interessant für uns Wassersportler war das Wasserstraßenkreuz von Minden, an dem sich Mittellandkanal und Weser in einem Bauwerk kreuzen; dies mit einem Schleusensystem zur Verbindung der beiden Fliessgewässer. Das Abendessen war dann griechisch. Nach dem Hauptgang wurde Li ganz herzlich für ihre grosse, tolle Arbeit rund um die Organisation der Weserfahrt gedankt. Dies auf griechisch mit einem «mega efcharisto». Untermalt mit dem Applaus durfte Li hören, dass sie zum Abendessen eingeladen sei.

Am sechsten und letzten Tag unserer Wanderfahrt nahmen wir’s gemütlich. Morgenessen, Fahrt mit dem Taxi zum Bahnhof, und hofften, dass die Deutsche Bahn uns wohlgesinnt sei, denn in Hannover mussten wir den direkten Anschlusszug nach Basel erreichen. Hat’s geklappt – ratet mal? Jein! Der Zug erreichte uns in Minden mit Verspätung – und mit Verspätung kamen wir in Hannover an. Da offenbar «Verspätung» zum Grundvokabular der DB gehört, hatte auch der von Hamburg herkommende Anschlusszug die gebührende Verspätung. Kurz: Das Umsteigen klappte, und wir erreichten nach einer fröhlichen Fahrt voll des Austausches den Anschlusszug und kamen recht pünktlich in Basel an. Dort verliessen uns Heinz und Margit, nachdem wir zuvor schon in Minden Harry an Holland Kommentiert [RA1]: Satz wirkt redundant verloren haben. Auch Rita verlies unsere Gesellschaft frühzeitig und ging eigenen Weges. So waren wir in Luzern nebst unserem Wander-Engel Li noch Isabelle, Res, Rolf und Bruno. Nach Adam Riese ergibt dies wieder die Anfangszahl Neun. Niemand ist also dem Rattenfänger von Hameln in die Fänge geraten . Und so bleiben wunderschöne Erinnerungen an die Weser in den Köpfen und Herzen erhalten.

-Bruno Roelli